In diesem kleinen Häuschen mit dem langen, grauen Dach und dem großen Garten ist meine schöne Kindheit geblieben. Der Garten war damals voller Gemüse, Obstbäume und lilafarbener Wildrosen. Dicht am Haus standen zwei riesige Walnussbäume und schützten es vor dem vielen Schnee im Winter und vor der Hitze und Sonne im Sommer. Die Katzenkinder übten hier ihre Landung auf allen vier Pfötchen, wenn die Katzenmama sie endlich ausführte. In den verregneten Herbstnächten, wenn der Wind ums Haus pfiff und an den Fenstern rüttelte, hörte man Walnüsse aufs Hausdach fallen, während im Ofen das Holz im Feuer knisterte. Der Wind, der - vom Meer aus kommend - die Berge hochklettert, um dann kalt über die Hochebene zu fegen, ließ die Bäume im Winter eisig klirren. Die schimmernde Schneedecke bedeckte das Land bereits von Oktober bis tief in den April hinein, bis sich die ersten Schneeglöckchen durch die Schneedecke kämpften. Wenn die Natur dann erwachte und mit dem Voranschreiten des Sommers die Obstbäume blühten, aßen wir als Kinder heimlich die noch grünen Früchte, bis uns der Bauch schmerzte... Schön war sie... Diese Kindheit... Und weil sie unbesorgt und beschützt war, täuscht sie mir immer vor, dass nirgendwo der Schnee so singend knirscht, dass nirgendwo der Regen einen gleichzeitig so schwermütig macht und doch erfrischt, dass die Sommernächte nirgendwo so lau sind und eine so sanft streichelnde Brise mitbringen und dass nirgendwo der Himmel mit so wunderschönen Farben seine Bilder malt. Natürlich weiß ich, dass das nicht stimmt, aber meine Wahrnehmung wird niemals mehr die eines Kindes sein, das all diese Schönheit so in sich verinnerlicht. Schon lange wohne ich nicht mehr dort... Schon lange sind die Obstbäume verdörrt... Die Walnussbäume mussten abgeholzt werden, weil ihre mächtigen Wurzeln den Hausboden hochzustemmen begonnen hatten. Der Stall ist leer und still... Die Würmchen im Garten fürchten sich nicht mehr vor den Hühnern... Die Rosen blühen nicht mehr... Das alte Holz des Dachbodens hält den Geruch des einst hier geräucherten Fleisches fest, aber kein salziger Schinken hängt schwer vom alten, müde aussehenden Holzbalken herab und auch die großen Glasbehälter mit den Wintervorräten schmücken den alten Holzboden nicht mehr. Der wohlig warme Geruch des frisch gebackenen Brotes, den die schönen, alten Hände meiner Oma zubereiteten und der süße Duft der kochenden Pflaumenmarmelade klettern nicht mehr die alten Stiegen hoch... Es fühlt sich wie der hundertjährige Schlaf des Dornröschens an, aus dem dieses Dorf vielleicht nie wieder erwachen wird... Glücklich ist der, der nie seine Heimat verlassen musste - sei es des Krieges oder der wirtschaftlichen Not wegen, die als Folge des Krieges dieses Land nach wie vor im Griff hält...





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